Wie kommst du in den kreativen Flow und warum ist er so wichtig? Und wie förderst du überhaupt Kreativität? Indem du dich kreativ auslebst? Ja, genau! Chris Campe hat neulich in ihrem NL oder Post über die Korrigier Funktion beim IPad geschrieben, daß es eigentlich gar nicht so gut ist, so schnell einen Strich zu revidieren. Das sehe ich auch so. Denn du brichst einen kreativen Vorgang, den sogenannten Flow ab, du lässt ihn nicht zum Schluss kommen.
Wer entscheidet hier über „richtig“ oder „falsch“?
Du möchtest einen Fehler korrigieren, der durch diesen einen Strich entsteht. Aber welcher Fehler? Was genau ist das Problem von diesem einen Strich? Es geht hier nicht um die Optimierung eines Striches in seiner Form. Das ist etwas, was du später auch korrigieren kannst, wenn dein Werk beendet ist. Es geht hier um den Abbruch deines Gestaltungsprozesses. Das kann starke Folgen haben, denn du lässt es nicht zu, weiter zu gestalten. Du bist besorgt, deiner Sicht der Perfektion nicht zu entsprechen. Du möchtest gleich alles richtig machen. Aber wer sagt hier was „richtig“ ist?
Wenige Unterbrechungen beflügeln den schöpferischen Akt
Eine besondere Idee, eine besondere Form, oder gestalterisches Neuland kannst du wahrscheinlich nur erreichen, wenn du es zulässt, falsche, nicht übliche oder gar komische Striche zuzulassen. Denn erst wenn du in deinem ganz individuellen schöpferischen Prozess nicht unterbrochen wirst, erst dann wirst du neues entdecken können.
Einen Gestaltungsprozess bis zum Ende laufen zu lassen hat einen sehr hohen Lerneffekt und Erfahrungswert. Durch das zu schnelle Korrigieren lässt du gewisse Richtungen und Neigungen einfach nicht zu. Ein falscher Strich ist kein Grund, daß daraus nicht 3 neue wundervolle Striche folgen könnten.
Aber was hindert uns daran, es nicht darauf ankommen zu lassen, einfach etwas zu machen ohne an falsch, richtig, schön und hässlich zu denken?
Wir sind immer sehr gut im Beurteilen
Passend dazu war eine Diskussion in einer Kalligrafie Gruppe, wo eine Person zu einem Werk gesagt hat, es sei kein guter Buchstabe. Daraufhin erklärte er wie die strukturellen Gesetzmässigkeiten bei diesem Buchstaben sein sollten. Ja, es stimmt, Buchstaben haben eine wiedererkennende Form, die je nach Stil berücksichtigt werden sollte, damit der Buchstabe seine Identität und Erkennbarkeit wahrt.
Geht es hier nur um Bewertungen?
Aber ist es in unserer Gesellschaft nicht komisch. Sobald jemand etwas macht, was nicht einer Norm, einem Gesetz, einer Regel oder einer „das kenne ich-Perspektive“ entspricht, bekommt man als Meinung recht schnell eine „das ist falsch-Antwort“. Also wir ersticken recht schnell im Keim, das etwas neues entstehen kann. Wir vergleichen sofort mit dem von uns angeeignetem Wissen und wenn es nicht in unsere Schablonen passt, wird es kritisiert.
Um dem mehr Raum zu geben, den spielerischen Gedanken von Kreativität zu fördern und zu praktizieren, sollten wir von unseren Kindern lernen. Die zeigen es uns wie es geht. Auch Designer bieten mittlerweile Workshops dazu an, wo du lernst, dir deinem spielerischen Instinkt mehr Raum zu geben oder ihn überhaupt zuzulassen. Delphiejoy ist eine Designerin aus Australien und bietet dazu Online Workshops an. Ihr Name verspricht schon einiges. Denn es geht auch um die Freude des Gestaltens, die du zulassen darfst ohne Bewertungen.
Also egal ob du mit dem IPad oder analog gestaltest, lass es mehr zu, nicht sofort zu korrigieren. Führe die Gestaltung zum Ende ohne zu unterbrechen. Riskiere es, Fehler zu machen und komisches Design zu produzieren. Nur dann kann es zum sogenannten Flow kommen und am Ende wird dein Werk dich als Designer weiterbringen, obwohl du vieles „falsch“ oder doch „richtig“ gemacht hast :).