Kennst du Sprüche wie “Übung macht den Meister” oder “Steter Tropfen höhlt den Stein”. Diese Sprüche haben wir oft gehört. Man würde sie nicht in jeder Generation erzählen, wenn sie nicht wahr wären. Heute möchte ich dir meinen Weg von meinen ersten Buchstabenskizzen zeigen von 2013 bis heute. Du wirst sehen, dass meine anfänglichen Skizzen eher recht einfach waren und es einige Zeit brauchte, bis die Formen sicherer wurden.

Wenn du auch Handlettering oder Kalligrafie übst und vielleicht gerade angefangen hast, kann es dich ermutigen, nicht enttäuscht zu sein über deine ersten Ergebnisse. Die Kontinuität des Übens macht den Unterschied. Aber auch wenn du etwas anderes praktizierst und die Resultate ausbleiben, die du dir wünschst, kann es auch helfen, weiter an dich und dein Tun zu glauben. Auch ich war nach anfänglicher Euphorie enttäuscht über die Situation, dass die Zeichnungen, die ich auf Instagram gesehen habe, doch anders waren. 

Skizzen Entwicklung beginnend im Jahre 2013

2013 In diesem Jahr habe ich eher sporadisch begonnen, das eine oder andere Wort zu skizzieren. Auch ich hatte mir das alles natürlich leichter vorgestellt, obwohl mir meine ersten Entwürfe damals gefallen haben, zumindest für eine relativ kurze Zeit 🙂

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2014 In diesem Jahr im März fiel bei mir die Entscheidung, das ganze ernsthafter anzugehen und das Üben zu intensivieren. Zur gleichen Zeit hatte ich mich entschieden, jede Woche einen Blogartikel zu schreiben. Das habe ich eine Zeit lang gemacht, bis ich diesen mechanischen Rhythmus aufgegeben habe und nur noch schreibe, wenn ich etwas zu erzählen habe. (Die Anmeldung für meinen Blog/Newsletter findest du in der rechten Spalte hier). Ich denke bei den Skizzen hier sieht man schon etwas weichere Züge als bei den Skizzen im Vorjahr.

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2015 Meine Entwürfe sind experimentierfreudiger geworden. Habe mich auch an zwei Wörtern versucht und florale Elemente ausprobiert. Grundsätzlich gefallen mir die Script-Stile, also die flüssigen Formen von Buchstaben. Der informale Script lässt mir mehr Freiheiten und ich muss mich nicht an einen fest definierten Stil wie z.B. „Copperplate“ (formaler Script) halten. Das kommt später. Ingesamt lässt sich aber auch ein stabilerer und ausgewogenerer Umgang mit den Buchstaben feststellen.

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2016 In diesem Jahr hatte ich mich zu einer Instagram-Challenge entschieden und jeden Tag ein Wort mit dem Brush Pen oder Bleistift geschrieben. Hier geht es zum Instagram Account. Diese Übungen haben mir sicherlich auch geholfen, meinen Stil noch mehr zu verfeinern und vielseitiger zu werden. Auch wenn es rein kalligrafische Übungen waren, helfen sie trotzdem dem Handlettering, also dem Zeichnen von Buchstaben.

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Wenn du dich mit Handlettering, Kalligrafie und Typografie beschäftigst, dann profitiert dein Zeichnen von Buchstaben.

Ich erkenne einen deutlicheren Unterschied in der Qualität der Skizzen. Sowohl in der Bandbreite der Stile, in der Balance der einzelnen Arbeiten und im Ausdruck jedes einzelnen Werks. In 2016 habe ich auch mehr produziert als in den Jahren zuvor.

2017 Was kommt 2017? Es liegen noch nicht viele Arbeiten von mir vor. Die beiden Skizzen die du hier siehst, sind für meine Verhältnisse recht gut gelungene Arbeiten. Auch vom Stil habe ich mich bei „Letterpress“ an etwas Neues herangewagt. Beides werden Logos für ein neues Workshop Format in Planung. Aber dazu erzähle ich später mehr.

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2018 Die Zeichnungen wurden jetzt immer komplexer, insbesondere die Arbeiten mit Flourishes/Schnörkel. Auch an längere Kompositionen habe ich mich herangewagt. Script Lettering war und ist nach wie vor mein bevorzugter Stil auch wenn ich mit z.B. Blackletter (Bild ganz links) experimentiert habe. Kompositionen über mehrere Zeilen mit vielen Wörtern sind eine größere Herausforderung, als wenn du nur 1-2 Wörter schreibst und mit Schnörkel dekorierst. Es kann zu Beginn überwältigend wirken und bisweilen frustrierend sein, wenn es nicht gelingt, eine funktionierende Balance hinzukriegen.  

Flourish-Komposition Schnörkel Lettering Komposition Scriptlettering mit Schwüngen Blackletter mit Schnörkel

2019 In diesem Jahr habe ich eine eigene Challenge begonnen, und zwar das gesamte Alphabet zu zeichnen. Es gab keine Regeln was die Form und Schwünge angingen. Also sahen die Buchstaben dann auch dementsprechend aus. So eine Art des Zeichnens ohne Grenzen führt manchmal zu viel Chaos und manchmal kommen interessante Formen dabei heraus. In jedem Fall entwickelt man neue Möglichkeiten für kreative Lösungen Buchstaben mit Dekorationen. Auffallend ist dann auch die erhöhte Komplexität der Zeichnungen gegenüber den Vorjahren.

Alphabet großA-Buchstabe B BuchstabeC BuchstabeD BuchstabeAlphabet kleinC Buchstabe Flourish Lettering

2020 Das Zeichnen von Buchstaben ohne Regeln zu befolgen hatte mir so gefallen, dass ich gleich eine weitere Challenge dieser Art startete. Diesmal sollten die Dekorationen weniger aufwändig, aber dennoch betont werden. Die Bleistiftlinien sind deutlich präziser und auch die Schwünge um den Buchstaben herum sind stärker integriert in die Form. Eine stärkere Einheit ist dadurch entstanden. Ähnliche Entwicklungen sieht man auch bei den anderen Werken, wo der Kontext (Schwünge, Deko, Schnörkel) natürlicherer Teil des Gesamtwerks wurde. Stilmässig begrenzten sich die Skizzen auch nicht auf Script Lettering, sondern auch Serifen oder Serifenlose Buchstaben zeichnete ich mehr und mehr. 

Buchstabe A Buchstabe B Buchstabe DBuchstabe C Buchstabe IBuchstabe JBuchstabe LBuchstabe OBuchstabe QBuchstabe RBuchstabe SBuchstabe TFlourish Lettering Alphabet Baum Herbst Lettering Monogramm mi Flourishes Lettering mit Schwüngen

Du siehst es eine stetige Entwicklung, die nur stattfinden kann, wenn du in gewisser Regelmässigkeit am Ball bleibst und die Übung pflegst. Das ist eine wichtige Voraussetzung. Solltest du am Anfang stehen und deine Zeichnungen entsprechen nicht deinen Standards, die du im Kopf hast, dann sei dir im Klaren, dass es völlig normal ist. Gebe dir genug Zeit und erfreue dich trotzdem an deinen aktuellen Ergebnissen. Das ist das Wichtigste. Vergleiche deine Werke nur mit deinen Werken aus früheren Zeiten.

Auch die erfahrenen Handlettering Künstler auf dieser Welt haben einmal bei Null angefangen. Es ist halt nicht möglich, etwas zu beginnen auf einem hohen Niveau, für Niemanden. Kein Talent dieser Welt kann das. Das könnte doch beruhigend für dich sein, wenn du dich in deinem Thema weiterentwickeln möchtest. Die Anfängerphase mit nicht so schönen Arbeiten oder Leistungen muss jeder durchstehen.

Wie sagte noch der Basketballspieler Kevin Durant “Hard work beats talent when talent fails to work hard.”

Autor und Bilder: Robert Bree

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